LIBER AMICORUM - MILZ, Franz Xaver (1765-1833), Miniaturbildnismaler und hoher Beamter. Stammbuch mit zusammen 95 handschriftlichen Eintragungen in deutscher, lateinischer, französischer oder italienischer Sprache, vom Stammbuchhalter teilweise nachträglich geschmückt mit insgesamt 30 Portrait- und anderen Zeichnungen oder Aquarellen. [131] Bl., davon sind 72 beschrieben und/oder illustriert, mehrheitlich von einer Doppellinie eingerahmt, 59 Bl. blieben unbeschrieben. Quer-8vo (105 x 171 mm). Nussbrauner Kalbslederband d. Z., mit goldgeprägtem Rechteck in Trapezteilung und Eckfleurons, mit reicher Rückenvergoldung, Goldschnitt mit Punzierung. Vorarlberg, Süddeutschland und Schweiz, um 1784-1810.       

Lavishly illustrated Liber amicorum of the Austrian-German miniaturist painter Xaver Franz Milz, with entries by Johann Georg Jacobi, Salomon Gessner, Johann Caspar Lavater and others.

Born in Gmuend a district of Hohenweiler near Bregenz (which belonged to Bavaria from 1805 to 1814 and then again to Austria) Milz studied law at the universtiy of Freiburg. After he had entered his first job at Hofrieden and became eventually a state councilor in Ellwangen in Swabia.

Several drawings and hundreds of portrait miniatures testify Milz's great talent as a painter whose productivity surpasses that of many professional miniaturist painters. Milz received advanced training in painting most certainly from the South-German miniaturist Joseph Bernhard Einsle (1774-1829), who was a close friend to Milz's family and whose portrait was painted by Milz in 1819. There are also known several miniature portraits of Milz's family by Einsle. Milz painted most of the portraits as a pastime and apparently they were given away as presents. Contrary to what is stated by Lemberger and Fuchs there are miniatures which are signed by Milz; e.g. a painting dated with 1 May 1829, and another one with the portraits of a sister and brother signed and dated 1.V.1829 (sale Lempertz in Cologne, 14 May 2010).

At the beginning of the volume is an entry by Milz's father Johann Georg Milz who was born in 1728, and one by the poet Johann Georg Jacobi (1740-1814), dated 17 April 1784. In that year Jacobi was appointed first professor at the newly founded Academy of Arts and Sciences in Freiburg, in 1791 he became the first protestant Dean of the university. Goethe's brother-in-law Johann Georg Schlosser has an entry dated 17 April 1789 and then there are the names of savants from Zurich, among them the composer and jurist Johann Anton Sulzer (1752-1828), the pastor Johann Konrad Pfenninger (1747-1792), the poet, artist, and publisher Salomon Gessner (1730-1788), his entry is dated 16 November 1786 and is adorned with his portrait painted by Milz. From the same year dates the entry by Hans Heinrich Füssli (1745-1832), publisher, politician, and writer, another is by Melchior Corrodi (1741-1806), grand father of the painter and etcher Salomon Corrodi. The entry by Johann Caspar Lavater (1741-1811) dates from 10 September 1784 and is illustrated with a portrait in profile. Among the further entries are those of Franz Anton Pizenberger, the Austrian diplomatist Joseph von Buol von Berenberg (1776-1812) and various members of Milz's family. A detailed list of all entries is available on request.

Mit lavierten Federzeichnungen, Schattenrissen und Aquarellen geschmücktes Original Stammbuch des österreichisch-deutschen Miniaturmalers Franz Xaver Milz. Mit Einträgen u.a. von Johann Georg Jacobi, Salomon Gessner und Johann Caspar Lavater.

Während der im Ortsteil Gmünd der vorarlbergischen Gemeinde Hohenweiler (von 1805 bis 1814 zu Bayern gehörend, danach wieder zu Oesterreich) geborene F. X. Milz seine beeindruckend grosse Zahl von Portraitminiaturen von beachtenswerter Qualität, ausschliesslich in seiner Mussezeit malte, bestritt er den Lebensunterhalt für seine Familie als hoher Beamter. Von drei Töchtern starben zwei früh, die einzige ihm gebliebene portraitierte Milz in einer lavierten Federzeichnung auf der Rückseite von Bl. 24.

Milz begann sein Erinnerungsbuch während der Studienzeit in Freiburg im Breisgau, wo er sein Rechtsstudium absolvierte. Nach erfolgreichem Abschluss trat er seine erste Arbeitsstelle als Assessor beim Gericht im vorarlbergischen Hofrieden an. Er entschied sich dann aber für eine Beamtenlaufbahn und nach einiger Zeit im Oberamt zu Bregenz wirkte Milz von 1793 bis 1798 als Rentbeamter (Rentamtmann) in Feldkirch. Als Oberamtmann (Amtsrat) arbeitete er danach während neun Jahren im Reichsstift Weisserau in Oberschwaben. Es folgten weitere acht Jahre in der selben Stellung im nordöstlich von Göppingen gelegenen Schwäbisch-Gmünd, ehe er seine berufliche Laufbahn als Regierungsrat im schwäbischen Ellwangen krönte.

Diverse erhaltene Handzeichnungen und vor allem eine Vielzahl von Miniaturbildnissen  belegen das grosse Talent von Franz Xaver Milz als Portraitminiaturmaler, dessen Produktivität die von vielen Berufsminiaturisten übertraf. Die Aus- oder Weiterbildung im Malen erfuhr Milz mit grosser Wahrscheinlichkeit durch den Miniaturmaler Joseph Bernhard Einsle (1774-1829), der viel in der Familie verkehrte und der 1819 von Milz auch portraitiert wurde. Erhalten sind auch mehrere von Einsle geschaffene Miniaturprotraits der Familie Milz, sowie Miniaturen, die Milz nach Einsle nachmalte. Seine Miniaturportraits soll Milz in grosszügiger Weise mehrheitlich verschenkt haben. Entgegen der Feststellung durch Lemberger und Fuchs, Milz habe seine Bildnisse nie signiert, lassen sich sehr wohl einzelne Miniaturen mit seiner Signatur nachweisen, so z. B. ein rundes Geschwisterbildnis von 1829, das mit "F.X. Milz 1. V. 1829" signiert und datiert wurde (Lempertz Auktion 955, Nr. 721 vom 14. Mai 2010).

Ein Eintrag des Vaters des Stammbuchbesitzers, des 1728 geborenen Johann Georg Milz, findet sich am Beginn des Bandes, ebenso der mit 17. April 1784 datierte Beitrag des Dichters Johann Georg Jacobi (1740-1814), der kurz vorher auf den neu eingerichteten Lehrstuhl der schönen Wissenschaften der Freiburger Universität berufenen worden war. Als erster Protestant wurde er 1791 auch Rektor der Universität. Verewigt hat sich mit Datum vom 17. April 1789 auch Jacobis enger Freund und Schwager Goethes, Johann Georg Schlosser (1739-1799). Die Namen einiger berühmter Zürcher finden sich ebenfalls, so jener des späteren Komponisten und Juristen Johann Anton Sulzer (1752-1828), den Milz als Kommilitone in Freiburg kennenlernte. Desweiteren der seit 1778 als Pfarrer am Oetenbach (Waisenhaus) in Zürich wirkende Johann Konrad Pfenninger (1747-1792) und der in ganz Europa gelesene Zürcher Idyllendichter, Künstler und Verleger, Salomon Gessner (1730-1788), sein Eintrag datiert vom 16. November 1786 und wird von einem nach Anton Graff gezeichneten Portrait durch Milz geschmückt. Aus dem gleichen Jahr auch der Eintrag von Hans Heinrich Füssli (1745-1832), Veleger, Politiker und Schriftsteller. Vom 6. September 1784 datiert das Blatt von Melchior Corrodi (1741-1806), dem Grossvater des Zürcher Malers und Radierers Salomon Corrodi. Mit einer Portraitzeichnung im Profil von Milz begleitet wird der Eintrag von Johann Caspar Lavater (1741-1811) vom 10. September 1784. Weitere Einträge stammen von dem Reformpädagogen aus Konstanz Franz Anton Pizenberger, dem österreichischen Diplomaten Joseph von Buol von Berenberg (1776-1812) sowie verschiedener Familienmitglieder. Unter den angeführten Ortschaften finden sich u.a.: Altdorf, Biederbach, Bregenz, Emmendingen, Freiburg, Fronhofen, Konstanz, Lindau, Lörrach, Neutrauchburg, Ravensburg, Salem, Waldsee, Wangen, Weissenau, Zeil, und Zürich. - Eine detaillierte Liste aller Einträge liegt vor.

 Bibliographie: Vgl. Lemberger, Die Bildnisminiatur in Deutschland, S. 88f.; Fuchs, Die österreichischen Bildnisminiatur II (1982), S. 32.

 PRICE: CHF 36 000